Montag, 21. März 2011

Das tut weh

Dortmund gegen Mainz – ein Spiel, vor dem Jürgen Klopp immer wieder gefragt wird, ob es ein besonderes sei. Und natürlich sei es das, bestätigte der Trainer auf der Pressekonferenz  vor der Partie, „schließlich ist es das Einzige mit unserer Beteiligung am Wochenende.“
Ein besonderes Spiel sollte es aber auch sein, weil der BVB seinen einmillionsten Besucher begrüßen konnte. Damit ist die Borussia international Nummer Zwei hinter Barcelona, doch fasst das Camp Nou auch viel mehr Zuschauer als der Signal Iduna Park.
Zu einem hochklassigen Spiel sollte diese Tatsache aber nichts beitragen. Wie erwartet, wurde es eine hart umkämpfte Partie, wie Jürgen Klopp es vorausgesagt hatte: „Wer meint, die 18 Punkte Unterschied müsse man auf dem Platz sehen, der hat diese Saison noch nicht verstanden.“ Und wirklich war davon insgesamt wenig zu sehen. Der BVB begann stark und war häufig nur durch Fouls zu stoppen. Insgesamt standen beide Teams hoch, verteidigten früh nur mit dem Unterschied, dass die Mainzer häufig hart einstiegen, was Schiedsrichter Dr. Felix Brych aber auch nicht unterband. Dennoch mussten die Gäste in der 8. Minute einen Rückstand einstecken: Einen Freistoß schießt Götze in den Strafraum und Hummels drückt den Ball mit dem Rücken über die Linie. Mainz brach nicht ein, Dortmund wurde aber stärker und als Barrios alleine auf Keeper Wetklo zulief, den Ball schon vorbeigelegt hatte, sprang der Mainzer mit dem Knie voraus in den Dortmunder Stürmer. Das war bitter und zwar doppelt: Brych zeigte Wetklo Gelb und entschied zwar auf Elfmeter, den versiebte Sahin aber. Barrios musste behandelt werden und konnte letztlich nicht weiterspielen. Er kam mit einem Verdacht auf eine Leberverletzung ins Krankenhaus. Zur Erleichterung aller BVB-Fans stellte sich aber später heraus, dass der Paragayo ‚nur’ ein Trauma im Bauchraum erlitten hatte. Für ihn kam Robert Lewandowski, der selten eine Bindung zum Spiel, zu seinen Nebenleuten fand. Sahin indes beschloss, nach seinem saisonübergreifend vierten verschossenen Elfmeter das nächste Mal zu verzichten.
Die Partie wurde zerfahrener, Spielfluss kam kaum noch auf, spannend war fast nur noch der Treffer von Allagui in der 59. Minute, der aber zurecht wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt wurde. Soweit war also aus Borussensicht alles gut, bis zur 89. Minute. Neven Subotic bekam den Ball aus knapp drei Metern in den Unterleib geschossen, blieb über eine Minute am Boden liegen.
Mainz indes spielte weiter, Risse flankte ins Zentrum und ausgerechnet Subotics Gegenspieler Sliskovic netzte ein, die Mainzer Bank jubelte, was wiederum Jürgen Klopp zum Rasen brachte. Im anschließenden Sky-Interview lieferten sich Klopp und Tuchel einen verbalen Schlagabtausch, bei dem kein Moderator mehr nötig war. Gemäßigter klang das Ganze dann in der anschließenden Pressekonferenz, aber nicht desto trotz hat dieses Unentschieden einen mehr als faden Beigeschmack. Vielleicht haben die Mainzer Subotic wirklich nicht liegen sehen, aber für solche Situationen gibt es ja einen Schiedsrichter. Und was Felix Brych am Samstag ablieferte, war nicht nur, aber eben auch wegen dieser letzten Szene schwach. Natürlich besagt die Regel, dass der Schiedsrichter das Spiel nur unterbrechen muss, wenn ein Spieler schwer verletzt ist. Dennoch kann wohl nicht verlangt werden, dass ein Spieler, der einen Ball aus kürzester Distanz in den Unterleib oder, wie Subotic sagte, dahin „wo es Männern besonders weh tut“ bekommt, sofort wieder gerade steht und weiterspielt, als wäre nichts gewesen. Subotic lag vor dem Strafraum, auf den gespielt wurde – Da wäre eine Spielunterbrechung auch ohne Regelwerk mit gesundem Menschenverstand zu rechtfertigen gewesen.
Dass Mainz’ Torhüter Wetklo dann nach dem Spiel noch auffiel, einerseits, indem er sich nach Abpfiff vor der Südtribüne zu den Dortmunder Fans umdrehte und mehrmals auf seine Brust schlug, andererseits durch Verbalsausfälle ,dass Barrios die eigentliche Gefahr gewesen sei und Hans-Joachim Watzke, der den Ausgleich als „Skandal“ bezeichnet hatte, sich lieber nur um die Finanzen des BVB kümmern sollte, bleibt eine Randnotiz, aber eine, die traurig stimmt, waren die Mainzer doch an sich gern gesehene, freundschaftliche Gäste in Dortmund.
Da Schalke dem BVB in Leverkusen auch keine Schützenhilfe leisten konnte, sondern es bevorzugte, sich selbst abzuschießen, ist der Vorsprung der Schwarz-Gelben auf sieben Punkte geschmolzen. In Panik verfallen sollte deshalb zwar niemand, dennoch wird es ein steiniger Weg, der zeigt, warum hier keiner das M-Wort zu früh in den Mund nehmen wollte. Die kommenden Partien werden nicht weniger hart geführt werden, der schöne, lockere Fußball wird nicht mehr so leicht durchzusetzen sein, da bleibt nur die Hoffnung, dass nicht nur die Dortmunder Spieler zu kämpferischer topform finden, sondern auch die Schiedsrichter harte und gefährliche Fouls unterbinden. Und damit rede ich nicht von Straffreiheit für Dortmunder, aber von einer Verhältnismäßigkeit in der Beurteilung von Fouls, die man in letzter Zeit doch häufiger vermisst.

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