Sonntag, 27. Februar 2011

Das M-Wort ist gefallen


Was tönte es vor dem Spiel aus München: Einen Sieg mit mehr als zwei Toren Unterschied hatte Karl-Heinz Rummenigge ausgelotet, in Antwort auf die von Uli Hoeneß attestierte Unmöglichkeit eines Unentschieden, geschweige denn einer Niederlage. Auch für Kapitän Lahm stand ein Sieg „außer Frage“, denn Dortmund solle „ruhig tönen“, wie es Hoffenheim vor seiner 4:0-Klatsche in München gemacht habe.
In Dortmund waren die Töne etwas leiser. In gewohnter Intonation wollte man in diesem „wahnsinnig reizvollen Spiel“ die „bestmögliche Leistung abrufen“ (Klopp), denn chancenlos sah Jürgen Klopp sein Team vor der Partie nicht. Etwas deutlicher war dann doch Kevin Großkreutz, der nach dem Sieg gegen St. Pauli die Bayern für „reif“ befunden und damit die Wortgefechte gewissermaßen eröffnet hatte. Das Selbstbewusstsein und das Wissen, nicht ohne Grund die Liga mit Abstand anzuführen, zeigte sich deutlich – und das nicht umsonst. Was die Elf in München ablieferte, war dem medialen Echo einer „meisterlichen Leistung“ gerecht.
Angetreten ohne ihren wegen einer Verletzung in Dortmund gebliebenen Stammkeeper Weidenfeller, für den Mitch Langerak sein Bundesliga-Debüt gab, zog die jüngste Borussen-Mannschaft aller Zeiten (Durchschnittsalter unter 23 Jahre) ihr Spiel auf wie gewohnt: laufstark, kämpferisch und mit tollem, da zügigem und präzisem, Passspiel.
Und so war es auch der BVB, der in diesem Spiel von „sehr erfahren und erfolgreich“ gegen „große Lust“ (Klopp) die erste Chance verzeichnen konnte: Schmelzer flankte auf Lewandowski, der den Ball jedoch direkt abnahm – und ihn über das Tor schoss (4.). Fünf Minuten später war es aber soweit. Nach einem Fehler von Schweinsteiger im Mittelfeld reagierte Großkreutz gedankenschneller und lief bis zur Strafraumgrenze ohne wirklich angegriffen zu werden. Der Dortmunder passte durch zu Barrios, der die Kugel an Kraft vorbei ins linke Eck schob.
Doch fast direkt im Gegenzug stand Piszczek bei einer Ecke von Ribery zu weit weg von Gustavo, der den Ball unhaltbar für Langerak versenkte (16.). Das Spitzenspiel machte seinem Namen also alle Ehre. Ebenso wie die Schwarz-Gelben, denn aufgeben gibt es da ja nicht im System von Jürgen Klopp. Drei Minuten später behielt Barrios den Ball gegen gleich vier Münchener, spielte ab auf Götze, der zu Sahin passte, und was macht der? Schlenzt den Ball aus 18 Metern ganz fein ins Eck, so wie man es auch von Arjen Robben kennt. Apropos Robben, der tauchte gar nicht auf. Mal am Ball, wurde er direkt gedoppelt, der Laufweg nach Innen versperrt. Was die Borussia dort zeigte, war eine Lehrstunde für künftige Gegner der Bayern. Ribery als andere Hälfte der berüchtigten „Flügelzange“ hatte auf links zwar mehr Platz, genutzt hat es aber dennoch nichts. Erst köpfte Schweinsteiger am Tor vorbei, dann zählte Gomez’ Treffer wegen einer knappen, aber richtigen Abseitsentscheidung nicht.
Nach dem Seitenwechsel war es wiederum der Gast aus Dortmund, der stärker seine Chancen suchte und Effektivität im Abschluss zeigen konnte. Rettete Schweinsteiger gegen Großkreutz auf der Linie und war dem Dortmunder ein fälliger Elfmeter (Lahm hatte im Strafraum mehr als ausführlich die Dehnbarkeit des Trikots getestet) verweigert worden, stand es in der 60. Minute 3:1 für den BVB: Mats Hummels übersprang nach einer Ecke von Mario Götze den ziemlich neben sich stehenden Schweinsteiger um Längen und köpfte ein. Und an diesem Ergebnis konnte auch der wohl eher aus dem Mut der Verzweiflung heraus gestartete kurze Sturmlauf der Bayern zum Ende der Partie nichts mehr ändern, auch da Langerak gegen Gomez prima reagierte (76.).
Am Ende hatten die Herren Hoeneß und Rummenigge also ihre zwei Tore Abstand, doch hatten sie sich ihren Fußballabend so sicher nicht vorgestellt. Immerhin können sie sich auf die Fahnen schreiben, dass es in München geschah, als Hans-Joachim Watzke offiziell das in Dortmund so lange so verpönte M-Wort benutzte.

Da Verfolger Leverkusen eine 2:0-Führung gegen Werder Bremen noch verspielte, hat der BVB nun zwölf Punkte Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger.
Weiter geht’s wie folgt:
Die Dortmunder empfangen am kommenden Freitag den 1. FC Köln, in Leverkusen gastiert der VfL Wolfsburg, während zwischen Hannover 96 und den Bayern das eigentliche Spitzenspiel um den dritten Champions League-Platz steigt.

Samstag, 5. Februar 2011

Und dennoch den Vorsprung ausgebaut

Nach dem durchaus etwas ärgerlichen 0:0 am gestrigen Abend spielten sowohl die Bayern als auch Leverkusen so, wie es sich wohl alle BVB-Fans gewünscht hatten. 
Erstere verspielten eine 2:0-Führung in Köln, letztere konnten keinen Punkt aus Nürnberg mitnehmen. Bremens Pizarro verhinderte in der Nachspielzeit noch einen Mainzer Sieg. So konnte von den Verfolgern nur Hannover einen Dreier einfahren und das freut doch das schwarz-gelbe Herz, denn so sind es nun zwölf Punkte Vorsprung und das klingt nicht unbedingt nach dem "Dämpfer", den so manch einer schon ausgerufen hat.

Nur ein torloses Unentschieden

Dortmund gegen Schalke – Das ist das Ruhrpott-Fußball-Highlight schlechthin. Normalerweise. Doch in dieser Saison ist alles etwas anders. Schalke startete mehr schlecht als recht in die Hinrunde, Dortmund hingegen begann die Liga zu dominieren. Ein Kräfteverhältnis, das vor der Saison vermutlich kaum einer vorhergesagt hätte. Und so hatten die Dortmunder vor dem Derby 50 Zähler auf ihrem Konto, der blau-weiße Nachbar nur halb so viele. Nach ihren Tipps befragt, gaben so auch die meisten Fans an, dass der BVB die Partie wohl haushoch gewinnen werde. Einige Schalker wünschten sich dies sogar in der Hoffnung, dass eine Derbyniederlage den Stuhl vom wild einkaufenden Trainer Magath stark wackeln lassen würde. Und nach einer solchen Niederlage sah es nicht nur in den ersten Minuten der Partie auch aus. Hatte Jürgen Klopp vor der Partie noch gesagt, dass die einen aus Lust am Gewinnen siegten, andere den Sieg aus Angst vor der Niederlage herbeiwünschten, schien die Angst auf Seiten der Schalker eher lähmende denn motivierende Auswirkungen zu haben. Denn Magaths Team machte dort weiter, wo es mit der Partie gegen Hoffenheim aufgehört hatte: Das Spiel war lethargisch, pomadig und erschreckend schlecht. Zweikämpfe wurden kaum angenommen und das gegen einen BVB, der für ein starkes Spiel gegen den Ball und ein frühes Angreifen nicht gerade unbekannt ist. Einzig Manuel Neuer schien sich dieser Spielweise nicht beugen zu wollen und so war es ihm zu verdanken, dass es nach zehn Minuten nicht schon 2 bis 3:0 für die Hausherren stand. Gegen Götze (3.), Blaszczykowski (5.) und Hummels (7.) zeigte sich vor den Augen Jogi Löws, warum Neuer Nationalkeeper ist. Das Nachsehen hatten auch Barrios und erneut Blaszczykowski in der 17. und 21. Minute.
Zum blau-weißen Chancenvereitler gesellte sich dann auch noch ein gewisses Unvermögen auf Seiten des BVB sowie Pech, als Großchancen munter vergeben wurden und der Pfosten gleich zweimal den Siegesjubel verhinderte (Barrios, 55./Götze, 84.). Schalker Chancen waren da doch eher Mangelwaren und häufig Verzweiflungstaten.
Und das ist nun für beide Seiten erschreckend gewesen.
Ein torloses Unentschieden im Derby war wohl noch nie so ärgerlich für die schwarz-gelben Fans wie heute. Ein hart umkämpftes Spiel kann so enden, doch dieses Mal spielten die Borussen ihren Gegner an die Wand und das schien die Schalker nicht einmal groß zu stören. Gegenwehr war nicht auszumachen und ein Ballbesitz von zeitweise 60:40% spricht für sich.
Und für die Gelsenkirchener hingegen stellt sich die Frage, wohin der Weg führt, wenn selbst ein solch prestigeträchtiges Duell keinen Einsatzwillen zutage fördert,  die eigenen Fans ein Derby distanziert betrachten und der Trainer verhasster ist als der schwarz-gelbe Nachbar.
Ungeachtet dieser Ruhrpott spezifischen Bedeutung der Partie wird die Konkurrenz das Ergebnis mit Wohlwollen aufgenommen haben, könnte der Vorsprung des BVB doch schmelzen, wenn Leverkusen in Nürnberg punktet.

Der BVB muss am nächsten Spieltag nach Kaiserslautern fahren, der FC Schalke empfängt den SC Freiburg.